“Heute wird sich bewegt, da gibt’s kein Vertun. Wandern oder Radfahren, Du kannst es Dir aussuchen.” Meine Partnerin kann Situationen schaffen, da lohnt kein Diskutieren. Ginge vielleicht auch ein eBike? Das haben wir beide doch noch nie gemacht.
Ja, eBike geht auch. Hauptsache raus aus der Stadt (Ist Wertheim tatsächlich eine Stadt?) und ein paar Stunden Bewegung. Schließlich haben wir ja Urlaub, zumindest ein paar Tage, und das muss sich auch lohnen. (Für wen eigentlich?)
Im Touristenbüro von Wertheim werden wir fündig. “Sie haben eBikes zu verleihen?” – “Aber ja doch!” – “Wie ist das denn mit dem Akku, hält der denn auch ein paar Stunden?”– “Kein Problem, 120 Kilometer schaffen Sie da leicht.” – “Haben Sie auch einen Plan für die Radwege?” – “Aber gern, hier der Radweg “Liebliches Taubertal”, dürfte für Sie gut passen. Machen Sie doch einen Stop im Kloster Bronnbach, das liegt bei Kilometer 10 auf dem Weg und ist allemal einen Besuch wert.” – “Sag mal, Schatz, warum sind die alle so freundlich hier?” – “Du bist hier nicht in Köln, Liebling und nun mach mal hin.” – “Also gut, in Gottes Namen, aber weiter als zum Kloster fahren wir nicht. Das sind schließlich 20 Kilometer hin und zurück, das muss reichen.”
In der Altstadt mussten wir noch schieben, aber dann ging’s gleich los. Ein eBike ist zwar eigentlich nur ein Fahrrad, aber doch ein recht schweres Gerät, zumindest wenn man schiebt. Im Sattel dann ist davon aber nichts mehr zu merken. Sieben normale Gänge und vier eBike-Gänge: Eco, Tour, Sport, Turbo. Es ist ein Gefühl, als sei man 40 Jahre jünger. Einmal reingetreten und schon ist man unterwegs. Ein leichter Anstieg, man merkt ihn praktisch nicht. “Schatz, ich fahre Eco, das reicht doch für Dich auch.” Glücklicherweise gibt es einen frischen Gegenwind, der macht nicht nur die Temperaturen erträglicher, er trägt auch dazu bei, dass man den einen oder anderen lieb gemeinten Satz der Mitfahrerin nicht versteht.
Der Radweg ist super ausgebaut und führt entlang der Tauber durch ein liebliches Tal. Immer am Fluß entlang kann ja eigentlich nicht schwierig sein. Irrtum, hier gibt es ganz schöne Steigungen und ich probiere kräftig die Unterschiede meiner Gänge aus. Spätestens aber, wenn ich in den Turbo geschaltet habe, ist alles easy und wir kommen gut voran.
Und dann sind wir im Kloster Bronnbach, meinem Ziel. Ja, schön ist es dort, für eine Pause. Das Problem ist nur, wir sind bereits nach 25 Minuten am Ziel. Wer kann auch schon ahnen, dass man mit dem eBike so gut voran kommt. Wir haben die Dinger für den ganzen Tag gemietet (25 Euro). 25 Minuten hin, fünf Stunden Pause, 25 Minuten zurück, das wäre langweilig und mit meiner Partnerin nicht zu machen. Also, weiter geht’s!
Wir fahren entlang der Tauber durch kleine Wäldchen, entlang von abgeernteten Feldern, genießen die Ausblicke und vor allem die Leichtigkeit auf dem Rad.
In Gamburg ist dann erstmal Schluss. Gut 20 Kilmeter haben wir mehr als locker geschafft und dabei viel Zeit gehabt, das Erlebnis Radfahren in wunderschöner Landschaft zu genießen.
Auf dem Rückweg, die Hälfte der Strecke nach Wertheim ist schon geschafft, kommt meine wundervolle Partnerin mit einem neuen Vorschlag. “Liebling, den selben Weg zurück fahren ist doch langweilig. Sollen wir nicht hier abbiegen und über Urphar am Main zurückfahren?”
Aber das wäre doch über den Berg. “Na und, wir haben doch eBikes!” Haben wir, machen wir, genießen wir! Ich und freiwillig über den Berg, ich hätte es vorher nicht geglaubt. Und wie bin ich über den Berg gefahren? Mit Vergnügen natürlich! Tatsächlich geht es richtig gut und es ist schon ein tolles Gefühl, oben auf dem Berg (Meinem Freund Joseph würden die Haare zu Berge stehen, wenn er meine Definition eines Berges hören würde.) ins Maintal zu schauen.
Jetzt ist dann auch Zeit für eine Pause. Mineralwasser im Schatten von Apfelbäumen haben wir auch nicht alle Tage.
Dann geht’s den Berg runter. Hier ist Aufpassen angesagt. Die Geschwindigkeit wird viel leichter überschätzt, als man denkt. Und selbst sehr gute Bremsen können keine Vorsicht ersetzen. Noch ein kurzer Stop in Urphar. Dort gibt es eine alte Wehrkirche zu sehen.
Danach geht es dann am Main zurück nach Wertheim. Der Radweg ist zwar auch okay, aber der Verkehr auf der recht nahen Schnellstraße stört doch ein wenig die Idylle.
Zurück in Wertheim: Wir sind etwas mehr als 50 Kilometer geradelt, haben eine wirklich tolle Landschaft erlebt (Man muss nicht immer in die Toskana dafür!), gut ausgebaute Radwege befahren und uns bewegt, ohne uns wirklich anzustrengen.
Bemerkenswert fand ich auch die Freundlichkeit der Leute in der Region. Im Touristenbüro, im Restaurant, auf den Radwegen, ja sogar beim Shoppen, immer begegneten uns freundliche Gesichter, hilfsbereite Menschen und Zeit für ein paar nette Worte hatte auch jeder. Mag sein, dass das nicht immer so ist. Bei unserem Aufenthalt war es aber so. Die Art und Weise, wie wir eBike gefahren sind, ist für aktive Sportler mit Leistungswillen sicher keine Richtschnur. Für uns zur Entspannung an einem schönen Sommertag war es perfekt. Wieder in Köln, habe ich voll Freude meinem Sohn erzählt, wie toll es war, mit dem eBike durch die Landschaft zu radeln. “Das waren Pedelecs, keine eBikes, Papa.” Willkommen zuhause!
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