Einmal Godel fahren in Venedig. Der Traum aller Liebespaare ist heute von (fast) jeder Romantik befreit. Wie am Fließband werden die Touristen durch die engen Kanäle geschippert, eine Gondel an der anderen. Die kleinen Boote sind zumeist voll mit Menschen, denen das Selfi wichtiger ist als der unmittelbare Eindruck von der Einmaligkeit dieser traditionellen Versorgungswege. Die Gondoliere staksen gelangweilt durch das Wasser, für 20 € Zuschlag wird der Kassettenrekorder aufgedreht und nach 20 Minuten ist das Spektakel vorüber. 150 € kostet der Spass für diejenigen, die darin noch Spass finden können. 

Also fort mit den schönen Träumen von der Idylle auf dem Wasser? Ganz und gar nicht! „Traghetto“ heißt die Zauberformel. Da der Canale Grande nur an drei Stellen von Brücken zu überqueren ist, wurde schon vor Hunderten von Jahren ein regelmäßiger „Fährbetrieb“ eröffnet. Das Traghetto ist eine große Gondel, in der bis zu neun Personen von zwei Gondolieri übergesetzt werden. Das dauert zwar seine Zeit, inklusive Wartezeit muss man schon 10 Minuten einrechnen, aber man wird in einer richtigen Gondel über den Canale Grande gefahren. Etwas furchtlos sollte man dabei schon sein. Es gibt nur wenige Sitzplätze, so dass die meisten Passagiere stehen müssen. Und auf dem Wasser sorgen die vielen Vaporetti für spürbare Bewegung. Mir hat am Besten gefallen, als ich meinen Fuss wieder auf festen Boden setzen konnte. Aber, es ist in jedem Falle ein sehr originelles Vergnügen, zudem bei einem Fahrpreis von 2,50 € für jeden erschwinglich. Es gibt heute nicht mehr so viele Traghetti, aber direkt an der Rialto-und der Academia-Brücke sind noch zwei, die tagsüber Venezianer und Touristen über den Canale Grande schippern. Unbedingt empfehlenswert!

Bildnachweis: Alle Fotos BKB Verlag.