Urlaub! Endlich! Eine ganze Woche nur Sonne, Wasser und Entspannung. Schnell ein paar Sachen zusammengepackt und auf geht‘s nach Süden, vielleicht nach Italien. Auf der Autobahn kommen die ersten Bedenken. Wollen die alle etwa auch dahin? Dann wird es, irgendwo zwischen Frankfurt und Würzburg, Zeit für eine Pause: Wertheim Village. Sieht doch nett aus.

Die Idylle entpuppt sich als einer der Orte, wo man für etwas weniger Geld die Kleider kaufen kann, die man zuhause dann doch nicht braucht. Outlet-Center heißt so etwas in Neudeutsch. Aber, es gibt ja mit dem Namen Wertheim noch eine richtige Stadt, und schließlich haben wir Urlaub.

Wir fahren über den Berg, durch viel Wald (auf der Karte steht Spessart) und im Tal liegt sie dann, Wertheim, die „Staatlich anerkannte Erholungsstadt“ (was immer das auch bedeuten mag), da, wo die Tauber in den Main fließt. So hatte ich mir Idylle vorgestellt: zwei Flüsse, viel Fachwerk, nette Lokale und auf der Höhe eine Burg. Nun ja, mehr eine Ruine, aber immerhin.

  

Also, zunächst einmal Überblick verschaffen und rauf auf die Burg. Leider geht das nicht mit dem Wagen, aber nach ein paar Stunden Autobahn tut es auch gut, mal ein paar Schritte zu gehen. Oben gibt‘s die Ruine, viel Infos über die ehemalige Grafenburg, eine Terrasse mit Gastronomie und viel Aussicht.

  

Wirklich hübsch, diese alten Städte, besonders von oben. Man möchte nicht unbedingt darin leben, aber so mal für ein paar Stunden, einfach klasse! Ein kleines Mädchen zupft mich am Bein: „Kann ich auch mal da gucken?“ Aber klar doch, Platz ist ja genug. „ Sieht aus wie Urlaub”, sagt sie dann, „und hinten das Meer”. „Das ist ein Fluss, kein Meer“, sagt der Scheiß-Besserwisser in mir. Aber das mit dem Urlaub stimmt.

Die Stadt ist einladend, Wasser gibt es genug, die Sonne scheint und wir sind müde. Also bleiben wir erst mal hier.

Eine Unterkunft ist schnell gefunden und das auch noch zu bezahlbaren Preisen. „Nur für eine Nacht, oder bleiben Sie länger“, will unsere Wirtin wissen. Nun ja, schau‘n mer mal. „In Lengfurt ist heut Weinfest, und Musik gibt‘s da auch“, kriegen wir noch einen Tipp für den Abend. Bestimmt denkt die an ihre Provision. Warum sonst sollte sie uns das sagen? „Ach, Du immer mit Deiner Skepsis. Die ist doch ganz freundlich, lass uns dahin gehen. Das wird sicher nett und wir haben doch nichts vor.“ Vieles kann ich mit meiner Partnerin tun, so etwas diskutieren nicht. Also fahren wir in den Weinberg zu Hunderten lärmender Touristen, saurem Wein, gesalzenen Preisen, lauter Blasmusik und Millionen Mücken, die alle auf mich gewartet haben.

Nun ja, irren kann ich mich wirklich gut. Viele Leute waren da, Touristen wohl nur wir. Mitten im Weinberg, über mehrere Stellen verstreut waren Tische und Bänke mit Menschen, die unaufdringlich fröhlich waren und neue Gäste wie uns schnell einbezogen. Eine Band von zwölf Musikern spielte wunderbar Walzer und der Wein schmeckte so, wie man es sich an einem lauen Sommerabend nur wünschen kann. Apropos Wein. Getränke und Essen gab es zur Selbstbedienung. Als ich den Wein und das Wasser bezahlt habe dachte ich erst, es sei der Flaschenpfand. 2 € für eine große Flasche Wasser, zuhause bekomme ich in der Pizzeria dafür noch nicht einmal ein Glas.

  

„Ach Schatz, hier könnte ich mir vorstellen, eine Ferienwohnung zu haben. Lass und doch noch ein paar Tage bleiben. Wir können uns doch morgen eBikes leihen und an den Flüssen entlang fahren.“ Das mit meiner Partnerin und dem Diskutieren hatte ich schon erwähnt. Na gut, Italien geht auch nächstes Mal und auf der Autobahn ist sicher sowieso wieder Stau. Also bleiben wir hier und genießen Urlaub ohne Reisestress. Geht auch!

Infos zu Aktivitäten im weiteren Umland findet Ihr auch auf unseren Städte-Guide-Seiten: Würzburg und Nürnberg!

 

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